Was die Presse berichtet

Festivals aus Sankt Gilgen bekommen „Asyl“ in Bad Ischl

Das Kindermusikfestival St. Gilgen (hier 2018) findet diesmal in Ischl statt. (c) Erika Mayer

Die „Hölle am See“ und das für nächste Woche geplante Kindermusikfestival übersiedeln ins Lehártheater

Es hat schon etwas Absurdes: Von Beginn der Coronazeit an kämpfte Marie-Theres Arnbom nicht nur darum, ihr seit 16 Jahren veranstaltetes Kindermusikfestival in St. Gilgen unter Einhaltung aller Auflagen abhalten zu können (die „Presse am Sonntag“ berichtete). Sie nahm das anfängliche kulturelle Wiener Vakuum auch zum Anlass, einen lang gehegten Plan umzusetzen und noch ein zweites Festival am Wolfgangsee zu starten: Das sonst im Keller des Theaters an der Wien stattfindende, wiederbelebte historische Kabarett „Die Hölle“, das seit Mitte Juli mittwochs im Gilgener Mozarthaus stattfand.

Doch gerade dann, eine Woche vor Beginn des teils ausverkauften Kinderfestivals, überschlugen sich die Ereignisse aufgrund des Coronaclusters in St. Wolfgang. Am Montag erließ die Gemeinde St. Gilgen die Verordnung, dass „sämtliche öffentliche Veranstaltungen und Konzerte bis 6. August 2020 abzusagen bzw. auszusetzen sind“. Ein „unverhältnismäßiger Schritt“ in den Augen von Veranstalterin Arnbom, die alle Bundesauflagen bei ihren Festivals penibel erfüllt. Doch wieder gab sie nicht auf – und bekam Asyl in Bad Ischl: „Bürgermeisterin Ines Schiller hat uns mit offenen Armen aufgenommen und ermöglicht, dass alle Veranstaltungen bis zum 7. August im Lehártheater stattfinden können.“

Lehártheater „besonderer Glücksfall“

Der neue Ort, der als Kino und als Theater genutzt wird, erweise sich auch inhaltlich als „besonderer Glücksfall“, so Arnbom: 1827 begründet, übrigens mit einer Frau als erster Direktorin, traten dort in der Bad Ischler Sommerfrische alle Größen der Wiener Theater-, Operetten- und auch Kabarettszene auf – von Johann Nestroy über Alexander Girardi, Richard Tauber, Katharina Schratt natürlich, bis später Hans Moser und Karl Valentin. Das Programm der von 1906 bis 1937 bestehenden, 2010 von Georg Wacks (mit dem Zugpferd Christoph Wagner-Trenkwitz) wiederbelebten „Hölle“ passe daher ideal hierher, findet Historikerin Arnbom. Durch diesen Zufall wirke es sogar wie eine „großartige Fortsetzung der langen und fulminanten Geschichte dieses Theaters“.
Vor allem die kommenden Mittwoch, 5. 8., angesetzte Hommage an den Librettisten Fritz Löhner-Beda, 1942 in Auschwitz ermordet, gestaltet sich wie eine Art Rückkehr nach Ischl: Gehörte ihm dort doch vor seiner Deportation die sogenannte Schratt-Villa. (Almuth Spiegler, 30.07.2020)

Dass die Lieder und Texte von damals nicht auf ewig verklungen sein sollen, das ist einem munteren, vom wackeren Georg Wacks angeführten Häuflein ein kardinales Anliegen. Christoph Wagner-Trenkwitz liest einen paradiesisch guten Text von Sprachkünstler Fritz Grünbaum, dem Alfred Polgar des Kabaretts, und stellt auch noch eine Loreley dar, wie man sie nie mehr vergessen wird. (Stefan Ender, DER STANDARD, 7.11.2018)

Christoph Wagner-Trenkwitz möchte man wie immer küssen, sei es aufgrund seines Genies auf dem Gebiet der optischen und sprachlichen Wandlungsfähigkeit oder für seine entspannten Tanzdarbietungen in weiblicher Garderobe. (Stefan Ender, DER STANDARD, 21.11.2016)

Man lernt die großartigen Texte (auch Hermann Leopoldi darf hier nicht fehlen) wieder schätzen und lieben, lacht über die wunderbar-trashigen Einlagen und teils noch trashigeren Kostüme.
(Peter Jarolin, KURIER, 31.10.2015)

Letztere zeichneten mit den wundervollen Kostümen des Triadischen Balletts von Oskar Schlemmer (1916) für einen Höhepunkt verantwortlich, wie auch die gewohnt ins Fantastische ausschweifende Conférencierstätigkeit von Georg Wacks.
(Stefan Ender, DER STANDARD, 13.3.2013)

Auch in ihrem neuen Programm “mit Asien-Schwerpunkt” präsentieren die professionellen Animateure wieder blankpolierte Juwelen aus der Hochzeit der “Hölle” und hieven sich dabei auf ein neues Niveau in Sachen Programmdramaturgie (wundervolle Steigerung zum kleinen Finale!), dramatischer Darstellungskraft und Kostüme.
(Stefan Ender, DER STANDARD, 13.4.2012)

Auf diesem geschichtsträchtigen Terrain travestierte Christoph Wagner-Trenkwitz nun also leicht beschürzt und trat zusammen mit den Kräften des Letzten Erfreulichen Operntheaters und dem Klavierquartett Albero Verde zum zweiten Mal eine kurzzeitige Rückreise in die Zeiten der “Hölle” an; die Reiseroute beinhaltet amouröse Balladen, alberne Schattenspiele, sozialkritische Lieder und gut gereimte Dichtkunst.
(Stefan Ender, DER STANDARD, 15./16.1.2011)

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